Tango: Argentinisches Lebensgefühl zwischen Melancholie und Passion

Der Tango macht mit uns, was er will, treibt uns herum und auseinander und dann wieder zusammen.
— Jorge Luis Borges

Buenos Aires ist die Hauptstadt des Tangos. Und nirgends kann der traditionelle Tanz Argentiniens intensiver gespürt werden als im traditionellen Stadtteil San Telmo. Dort, wo alles begann, ist das leidenschaftliche Lebensgefühl der Argentinier bis heute allgegenwärtig.

Tango: Argentinisches Lebensgefühl zwischen Melancholie und Passion

Der Mann schreitet zum Kassettenspieler und drückt die Abspieltaste. Blechern ertönt eine bekannte Tangomelodie aus den Lautsprechern, „Por una cabeza“*.

Ein Lächeln huscht über das von tiefen Furchen durchzogene Gesicht des Tänzers. Sein Anzug ist so zerknautscht wie der legendäre Trenchcoat von TV-Kult-Kommissar Columbo.

Dann legt er zärtlich den Arm um die Hüften seiner Partnerin. Langsam setzen sich die beiden in Bewegung, schweben über den Bürgersteig. Um sie herum hat sich eine Menschenmenge versammelt und schaut gebannt zu.

Es ist Sonntag in San Telmo. Wie jede Woche schieben sich tausende von Menschen durch die Straßen eines der ältesten Viertel von Buenos Aires, im Herzen der Hauptstadt von Argentinien.

Der berühmte Kunsthandwerksmarkt ist dabei mit seinen Händlern, Gauklern und Tangotänzern wie eine Reise in die Vergangenheit. Das Sortiment der Antiquitätenverkäufer ist eine wahre Fundgrube für Liebhaber alter Gegenstände.

Tango auf Schritt und Tritt in San Telmo

Die Kulisse mit Kopfsteinpflaster und zweistöckigen Kolonialhäusern erinnert an die Gründerjahre der argentinischen Hauptstadt vor mehr als vierhundert Jahren.

Selbst Carlos Gardel erwacht hier wieder zum Leben. Zumindest in Person eines Imitators, der mit Gitarre in der Hand von sich behauptet, die Wiedergeburt des legendären Tangokönigs zu sein. „Gardel lebt“, hat er auf ein Schild geschrieben.

An Gardel führt in San Telmo kein Weg vorbei. Für viele ist der Mann mit dem charakteristischen Schlapphut Synonym für Tango. Er war es, der den Musikstil Anfang des 20. Jahrhundert salonfähig gemacht hat.

Zuvor hatte die argentinische Oberschicht die Nase über den Tango gerümpft, der im Gossenmilieu der Immigrantenviertel San Telmo und La Boca entstanden war. Die Einwanderer aus allen Teilen Europas vermischten ihre musikalischen Wurzeln mit Einflüssen aus Afrika, beispielsweise dem „Candombe“.

Tango, Kolonialstil und Antiquitäten: Nirgends ist Buenos Aires argentinischer als sonntags auf den Straßen von San Telmo.

Unterstützung für “Abenteuer Reportagefotografie

*Bei einigen der Links auf dieser Website handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Wenn du die verlinkten Produkte kaufst, nachdem du auf den Link geklickt hast, erhalte ich eine kleine Provision direkt vom Händler dafür. Du zahlst bei deinem Einkauf nicht mehr als sonst, hilfst mir aber dabei, diese Webseite für dich weiter zu betreiben. Ich freue mich, wenn ich dir Inspiration für deine Kamera-Abenteuer biete. Falls du Danke sagen möchtest, kannst du mir per PayPal eine Spende zukommen lassen. Oder du schaust auf meiner Amazon-Wunschliste vorbei. Dort habe ich Dinge hinterlegt, mit denen du mir eine Riesenfreude machen würdest.Eine Herzlichen Dank für deine Unterstützung!

Kai Behrmann

Hallo, ich bin Kai. Fotografie bedeutet für mich erleben. Es geht nicht nur um das Einfrieren eines Moments, sondern darum, ihn zunächst aktiv zu spüren. Und zwar mit allen Sinnen. Erst dann kommt die Kamera ins Spiel.

https://www.kaibehrmann.net/
Zurück
Zurück

Vivian Maier: "Farbphotographien" – Die bunte Seite der rätselhaften Straßenfotografin

Weiter
Weiter

Joel Meyerowitz: "Where I Find Myself" – Retrospektive eines legendären Fotografen