Meisterfotografen: 7 Lektionen von Henri Cartier-Bresson für bessere Bilder

To photograph is to hold one’s breath, when all faculties converge to capture fleeting reality. It’s at that precise moment that mastering an image becomes a great physical and intellectual joy.
— Henri Carier-Bresson

Henri Cartier-Bresson und der entscheidende Moment in der Fotografie

Henri Cartier-Bresson prägte den Begriff des "entscheidenden Moments" in der Fotografie. Doch was genau steckt dahinter? In dieser Folge erfährst du, wie du das Konzept des legendären französischen Fotografen nutzen kannst, um ausdrucksstärkere Bilder zu machen.

Ein Blick in den kreativen Prozess von Henri Cartier-Bresson

In seinem Essay-Band Der Augenblick der Fotografie* beschreibt der Autor John Berger eine Begegnung mit Cartier-Bresson. Die beiden sprechen über das Wesen der Fotografie, und der berühmte Fotograf verrät dabei faszinierende Details über seinen kreativen Prozess. Als Mitbegründer der Bildagentur Magnum Photos hatte Cartier-Bresson einen einzigartigen Blick auf die Kunst des Fotografierens.

Was bedeutet der „entscheidende Moment“?

Cartier-Bresson definierte den „entscheidenden Moment“ als den exakt richtigen Augenblick, um auf den Auslöser zu drücken. Für ihn war Fotografie nichts anderes als „das Drücken des Auslösers zur richtigen Zeit“. Diese scheinbar einfache Erkenntnis birgt jedoch eine tiefere Wahrheit: Es braucht ein geschultes Auge, um den perfekten Moment zu erkennen und die Kamera im richtigen Augenblick bereitzuhalten.

Den Blick für den entscheidenden Moment schärfen

Die gute Nachricht: Man kann lernen, den entscheidenden Moment zu sehen und vorauszuahnen. Ein großartiges Beispiel dafür bietet der Bildband Photographien, der einen Querschnitt durch Cartier-Bressons Werke zwischen 1929 und 1979 zeigt.

Natürlich entstehen viele beeindruckende Fotos spontan, aus dem Zusammenspiel von Zufall und Reaktionsschnelligkeit. Doch es gibt Techniken, um sich auf scheinbar zufällige Momente vorzubereiten:

  • Vertrautheit mit dem Ort: Untersuche Lichtverhältnisse, Schattenwurf und mögliche natürliche Rahmen für dein Motiv.

  • Beobachtung der Umgebung: Welche Wege nehmen Menschen? Wo könnten interessante Kompositionen entstehen

  • Perspektiven erkunden: Gibt es erhöhte Positionen für eine Vogelperspektive oder Möglichkeiten, aus der Froschperspektive zu fotografieren?

Durch diese Vorbereitung kannst du die Wahrscheinlichkeit erhöhen, einen entscheidenden Moment bewusst einzufangen.

Beispiele aus Cartier-Bressons Werk

Ein perfektes Beispiel ist sein berühmtes Foto eines Radfahrers, der eine Treppe hinabfährt. Die Linien der Treppe und Straße formen eine perfekte Geometrie, die sich im Bruchteil einer Sekunde mit der Bewegung des Radfahrers vereint. Ein anderes ikonisches Bild zeigt spielende Kinder, die sich scheinbar harmonisch um ein Loch in einer Mauer gruppieren – als wäre die Szene inszeniert.

Diese Bilder beweisen: Es geht nicht nur darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Glück spielt eine Rolle, aber ein geschultes Auge kann helfen, den perfekten Moment vorauszuahnen und gezielt darauf zu warten.

Fotografieren mit geschultem Instinkt

Mit viel Übung kann dein fotografischer Blick so geschärft werden, dass du den entscheidenden Moment intuitiv erkennst. Henri Cartier-Bresson betonte immer wieder, dass Disziplin und kontinuierliches Training des Auges essenziell sind. Dabei geht es nicht nur ums Fotografieren – auch ohne Kamera kannst du deine Umgebung bewusst wahrnehmen:

  • Welche Ausschnitte würden ein spannendes Bild ergeben?

  • Wann wäre der perfekte Moment zum Fotografieren?

  • Wie verändern sich Licht und Schatten im Tagesverlauf?

Diese Art der Beobachtung hilft dir, die Qualität deiner Bilder nachhaltig zu verbessern. Denn, wie Cartier-Bresson selbst sagte: „Nothing gets ever lost. All that one has seen is always going to be present.“

Fazit

Henri Cartier-Bresson lebte ein Leben voller Extremer – vom Jäger im Dschungel über Kriegsgefangenschaft bis hin zur Gründung der berühmten Bildagentur Magnum Photos. Doch seine wichtigste Erkenntnis ist universell: Jeder Moment birgt etwas Magisches. Die Fotografie ist ein Werkzeug, um diese flüchtigen Augenblicke festzuhalten.

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Kai Behrmann

Hallo, ich bin Kai. Fotografie bedeutet für mich erleben. Es geht nicht nur um das Einfrieren eines Moments, sondern darum, ihn zunächst aktiv zu spüren. Und zwar mit allen Sinnen. Erst dann kommt die Kamera ins Spiel.

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