Maik Kroner: Warum Reduktion der Schlüssel zu besserer Fotografie ist
„Wenn ein Bild schlecht ist, liegt es an mir – und wenn es gut ist, ebenfalls.“
Wie findet man seinen eigenen fotografischen Stil? Wie entscheidet man sich für Schwarz-Weiß oder Farbe? Und braucht man wirklich das neueste Equipment, um bessere Bilder zu machen? Fotograf und YouTuber Maik Kroner hat darauf klare Antworten – und sie sind oft anders, als man vielleicht erwartet.
In unserem Gespräch erzählt er, warum er sich bewusst auf Schwarz-Weiß-Fotografie festgelegt hat, wie er seinen persönlichen Stil gefunden hat und warum er High-End-Kameras zurückgeschickt hat, weil sie ihn mehr vom Fotografieren abgehalten als inspiriert haben.
Von Landschaft zu Street: Ein unerwarteter Wandel
Viele Fotografen beginnen mit Landschaftsfotografie – so auch Maik. Früh morgens in den Harz fahren, das Stativ aufbauen, das perfekte Licht für Sonnenauf- und -untergänge suchen – das war lange seine Routine. Doch irgendwann merkte er, dass ihn seine eigenen Bilder nicht mehr begeisterten:
„Ich habe mich dabei erwischt, wie ich immer wieder dieselben Motive fotografierte. Und dann verbrachte ich mehr Zeit in der Bildbearbeitung als mit der eigentlichen Fotografie. Irgendwann habe ich mich gefragt: Will ich das wirklich?“
Der Wendepunkt kam unerwartet: Ein zufälliges Bild aus Barcelona, eigentlich ein Farbfoto.
Doch als er es in Lightroom in Schwarz-Weiß konvertierte, passierte etwas:
„Plötzlich sah ich nicht mehr die Farben, sondern die Geschichte dahinter. Das Licht, die Kontraste, die Person im Bild – alles rückte in den Fokus. Da wusste ich: Das ist mein Weg.“
Seitdem fotografiert Maik ausschließlich in Schwarz-Weiß. Keine Kompromisse. Keine zweite Kamera für Farbe.
Warum Schwarz-Weiß? Die bewusste Entscheidung für eine reduzierte Bildsprache
Was passiert, wenn man sich auf eine Sache fokussiert? Für Maik war es ein Befreiungsschlag:
Schwarz-Weiß reduziert Ablenkungen. Farben können schön sein, aber sie können auch vom Wesentlichen ablenken.
Licht und Schatten stehen im Mittelpunkt. Formen, Kontraste und Strukturen werden viel wichtiger.
Man entwickelt ein anderes Sehen. Wer viel in Schwarz-Weiß fotografiert, erkennt automatisch Lichtverhältnisse und Kompositionen besser.
„Ich will mich beim Fotografieren nicht fragen müssen, ob eine Szene in Farbe besser aussehen würde. Ich sehe die Welt in Schwarz-Weiß. Das hilft mir, fokussierter zu sein.“
Praktische Inspiration: Versuch es mal selbst! Fotografiere einen Tag lang nur in Schwarz-Weiß – entweder direkt in der Kamera oder in der Nachbearbeitung. Schau, wie sich dein Blick auf Motive verändert.
Braucht man wirklich das beste Equipment?
Die Kamera ist nur ein Werkzeug – das hört man oft. Doch Maik hat es auf die harte Tour gelernt. Ein bekannter Kamerahersteller stellte ihm für einige Wochen ein High-End-Modell zur Verfügung. Modernste Technik, unzählige Features. Doch das Problem?
„Ich saß zwei Abende lang nur da, um die Knöpfe zu programmieren. Ich dachte: Wenn ich so viel Zeit mit der Technik verbringe, wann fotografiere ich dann eigentlich noch?“
Nach zwei Wochen gab er die Kamera zurück – und kehrte zu seiner einfachen Leica zurück. Keine unnötigen Funktionen, keine Ablenkung.
Maiks Grundsätze für Equipment:
Reduziere deine Technik auf das Wesentliche. Frage dich: Brauchst du wirklich alle Features? Oder lenken sie dich nur ab?
Nutze eine Kamera, die dich inspiriert. Technische Perfektion ist nicht alles – wenn dich eine Kamera nicht begeistert, wird sie dich nicht besser machen.
Vertraue deinem Auge, nicht der Technik. Ein gutes Bild entsteht nicht durch mehr Megapixel, sondern durch den richtigen Moment.
„Meine Kamera ist technisch wahrscheinlich eine der schwächsten auf dem Markt. Aber wenn ein Bild schlecht ist, liegt es an mir – und wenn es gut ist, ebenfalls.“
Praktische Inspiration: Nimm dir einen Tag Zeit und fotografiere nur mit einer einzigen Brennweite. Keine Zoom-Objektive, kein Wechsel. Lerne, mit Einschränkungen kreativ zu werden.
Streetfotografie: Menschen respektvoll fotografieren
Viele haben Hemmungen, in der Stadt Menschen zu fotografieren. Was, wenn sie sich beschweren? Was, wenn jemand wütend wird? Maik geht mit einem einfachen Prinzip an das Thema heran:
„Ich fotografiere niemanden so, wie ich nicht selbst fotografiert werden möchte.“
Das bedeutet für ihn:
Er zeigt oft Silhouetten oder Menschen von hinten. So bleiben die Bilder anonym und stimmungsvoll.
Er achtet darauf, dass sich niemand auf seinen Fotos unwohl fühlen würde.
Er bewegt sich natürlich, geht auf Menschen zu, statt sich mit einem Teleobjektiv zu verstecken.
Tipp für Einsteiger: Beginne mit Streetfotografie bei Nacht. Weniger Menschen achten auf dich, die Szenen wirken dramatischer – und du kannst dich langsam an das Thema herantasten.
Der wichtigste Faktor: Authentizität
Egal ob auf YouTube, in seinen Workshops oder in der Fotografie – Maik bleibt sich treu.
„Klar, ich hätte viel mehr Follower, wenn ich dreimal die Woche Technik-Reviews machen würde. Aber das interessiert mich nicht. Ich will inspirieren, nicht verkaufen.“
Sein YouTube-Kanal ist nicht inszeniert, seine Videos sind First Takes, seine Bilder zeigen das echte Leben. Genau das macht seine Arbeit so authentisch.
Und genau das kann jeder für sich mitnehmen: Finde deinen eigenen Stil und zieh ihn durch.
Was du aus dem Gespräch mitnehmen kannst
Probiere bewusst Einschränkungen aus. Fotografiere nur in Schwarz-Weiß oder nur mit einer Festbrennweite.
Konzentriere dich aufs Wesentliche. Weniger Equipment, weniger Technik – dafür mehr Fokus auf das Bild.
Lerne, die Stadt zu lesen. Streetfotografie funktioniert am besten, wenn du dich in den Rhythmus einer Stadt einfühlst.
Bleib authentisch. Deine Fotografie muss nicht jedem gefallen – solange sie dich glücklich macht.
Praktische Aufgabe
Geh raus und fotografiere mit einer bewussten Einschränkung:
Nur Schwarz-Weiß – um dein Sehen für Kontraste und Licht zu schärfen.
Nur mit einer festen Brennweite – um deine Komposition bewusster zu gestalten.
Streetfotografie bei Nacht – um eine neue Atmosphäre zu entdecken.
Über Maik Kroner
Maik Kroner ist ein Fotograf, Podcaster und YouTuber, bekannt für seine Schwarz-Weiß-Fotografie und seine klare, authentische Herangehensweise an das Fotografieren.
Er ist zudem als Referent tätig und gibt Workshops, in denen er seine kreative Philosophie und technischen Einblicke weitergibt.
Maik verfolgt einen minimalistischen Ansatz und legt besonderen Wert auf das Erkennen von Momenten und das Festhalten von Atmosphären.
Unterstützung von GATE7, dem Podcast von “Abenteuer Reportagefotografie
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