“Zeigen, was ist”: Marco Larousse über Fotografie, Medienkompetenz und den Wert des direkten Austauschs

Es gibt keine alternativen Fakten. Fakten sind Dinge, die passiert sind, die belegbar sind.
— Marco Larousse

In einer Welt, in der Fakten und Meinungen immer häufiger vermischt werden, ist es entscheidend, visuelle Medien mit einem kritischen Blick zu betrachten. Genau darum geht es in diesem Gespräch mit Marco Larousse. Marco, selbst Fotograf und Initiator des Pop-Up-Foto-Festivals “Zeigen, was ist”, setzt sich leidenschaftlich für unabhängigen Fotojournalismus und Medienkompetenz ein. Sein Ziel: Menschen zu ermutigen, sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen und Fotografie als mächtiges Werkzeug für Dokumentation und Meinungsbildung zu nutzen.

Die Kraft der Fotografie in Zeiten von Fake News

Von den Herausforderungen der Festivalorganisation über die Relevanz von Fotografie in sozialen Medien bis hin zur wachsenden Bedeutung von Videoinhalten – das Interview beleuchtet zentrale Aspekte der modernen Medienlandschaft und bietet Impulse für Fotografen und visuelle Geschichtenerzähler.

Ein Festival, das Fotografie neu erlebbar macht

„Fotografie ist mehr als Likes und Selfies.”

Das von Marco Larousse in Kooperation mit der laif-Foundation initiierte Pop-Up-Foto-Festival “Zeigen, was ist” im November 2024 in Hamburg bot eine Plattform für unabhängigen Fotojournalismus, Streetfotografie und Dokumentarfotografie.

Ein zentraler Bestandteil war der Wettbewerb "Jugend fotografiert Deutschland", der Jugendliche ermutigt, Themen aus ihrem Alltag fotografisch festzuhalten.

Ziel des Wettbewerbs: Jungen Menschen eine Stimme geben.

Die Jugend fühlt sich oft nicht gehört von der Politik. Aber ein Teil ist auch immer Selbstschuld dran, weil man muss sich auch dann irgendwie sichtbar machen.
— Marco Larousse

Marco betont, dass Fotografie weit über die Inszenierung für soziale Medien hinausgeht:

„Fotografie kann Geschichten erzählen, Menschen informieren und sogar politische Umschwünge bewirken.“

Herausforderungen bei der Umsetzung

Die Organisation eines solchen Festivals ist nicht ohne Hürden.

Vor allem der Zugang zu Schulen gestaltete sich schwierig:

„16 Bundesländer, 16 verschiedene Schulministerien, 16 verschiedene Ansprechpartner – das war eine Herausforderung.“

Viele Lehrer wünschten sich mehr Zeit für die Umsetzung. Als Reaktion darauf wurde der Wettbewerb verlängert.

Trotzdem: Das Festival war ein voller Erfolg.

6.000 Besucher kamen innerhalb von 14 Tagen – viele davon zufällig, einfach weil sie sich von den Bildern angezogen fühlten.

Marco Larousse: „Es war genau das, was wir erreichen wollten: Die Menschen haben sich Zeit genommen, sich die Bilder angesehen und sich damit auseinandergesetzt.“

Medienkompetenz und der Umgang mit Fake News

Die heutige Medienwelt ist geprägt von manipulierten Inhalten, Deepfakes und automatisierten Fehlinformationen.

Umso wichtiger ist es, die eigene Medienkompetenz zu schärfen.

Marco hebt hervor:

„Es gibt keine alternativen Fakten. Fakten sind Dinge, die passiert sind, die belegbar sind.“

Im Rahmen des Festivals wurden Workshops angeboten, in denen Jugendliche lernten, KI-generierte Bilder von echten Fotos zu unterscheiden. Die Ergebnisse waren teils erschreckend: „Die Fehlerquote war schon sehr hoch, selbst bei älteren KI-Bildern. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns intensiver mit Medienkompetenz auseinandersetzen.“

Fotografie und Video: Eine wachsende Synergie

Ein weiteres Thema des Interviews ist die Rolle von Videoinhalten.

Marco sieht die zunehmende Bedeutung von Video, bleibt aber skeptisch: „Die technische Herausforderung ist enorm, aber Video kann eine dritte Dimension des Geschichtenerzählens bieten.“

Er selbst setzt sich intensiv mit Videobearbeitung auseinander, um zukünftig noch mehr Inhalte auch in Bewegtbild zu präsentieren.

Warum Fotografie wichtiger denn je ist

Die Diskussion zwischen Marco zeigt, dass Fotografie weit mehr ist als ein Hobby oder eine Kunstform.

Sie ist ein essentielles Werkzeug, um unsere Welt zu verstehen, Missstände aufzuzeigen und gesellschaftliche Diskussionen anzustoßen.

  • Fotografie ist ein kraftvolles Medium zur Dokumentation und Meinungsbildung.

  • Medienkompetenz ist in Zeiten von Fake News entscheidender denn je.

  • Junge Menschen sollten motiviert werden, ihre Sicht der Welt fotografisch festzuhalten.

  • Video ist eine sinnvolle Ergänzung zur Fotografie, bringt aber technische Herausforderungen mit sich.

  • Direkter Austausch – sei es durch Festivals oder Netzwerke – ist wertvoller als jede soziale Plattform.

Willst du deine Fotografie auf das nächste Level bringen?

Suche gezielt nach Themen, die dich bewegen, und erzähle ihre Geschichte durch deine Bilder.

Trau dich, auch unperfekte Fotos zu teilen. Hauptsache, sie transportieren eine starke Botschaft.

Und wenn du lernen willst, wie du Medien kritisch hinterfragst, setze dich aktiv mit der Herkunft und Manipulation von Bildern auseinander.

Marco Larousse

Fotograf, Podcaster und Kurator.

Er engagiert sich für unabhängigen Fotojournalismus und Medienkompetenz und ist Initiator des Pop-Up-Foto-Festivals “Zeigen, was ist” sowie Mitgründer des “German Street Photography Festival”.

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Kai Behrmann

Hallo, ich bin Kai. Fotografie bedeutet für mich erleben. Es geht nicht nur um das Einfrieren eines Moments, sondern darum, ihn zunächst aktiv zu spüren. Und zwar mit allen Sinnen. Erst dann kommt die Kamera ins Spiel.

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