Rick Rubin: “kreativ. Die Kunst zu sein”

Rick Rubin, einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Musikproduzenten der Welt, verrät in seinem Buch “kreativ. Die Kunst zu sein”* die wesentlichen Prinzipien, um wirklich kreativ zu sein. Rubin, der Künstler wie Lady Gaga, Adele, die Red Hot Chili Peppers, Jay-Z und Green Day groß gemacht hat, bietet eine außergewöhnliche Synthese aus künstlerischer und spiritueller Perspektive. Dabei verzichtet er auf konkrete Anekdoten aus seiner schillernden Karriere. Stattdessen hat er sein Wissen über Kreativität zu zeitlosen Lektionen destilliert, die nicht nur für die Musik, sondern für alle Kunstformen und letztlich für das Leben an sich gelten. 

Raum für Authentizität

Viele berühmte Musikproduzenten sind für einen bestimmten Sound bekannt, der seine Zeit hat. Nicht so Rick Rubin. Er ist dafür bekannt, einen Raum zu schaffen, in dem Künstler in aller unterschiedlichen Genres und Traditionen zeigen können, wer sie wirklich sind, was sie wirklich zu bieten haben – und wer sie sein können.

Rubin hilft Menschen, ihre selbst auferlegten Erwartungen und Rollen zu überwinden, um sich wieder mit einem Zustand ursprünglicher Offenheit zu verbinden, aus dem Überraschendes entstehen kann. Diese Fähigkeit, einen kreativen und authentischen Raum zu schaffen, hat Rubin zu einem der angesehensten Produzenten unserer Zeit gemacht.

Regeln als etwas zu betrachten, das man brechen kann, ist ein gesunder künstlerischer Standpunkt.
— Rick Rubin

Minimalismus und Konzentration

Rubin glaubt daran, alles Überflüssige wegzulassen und sich auf die Essenz der Musik zu konzentrieren. Das bedeutet, dass jedes Element eines Songs einen Zweck erfüllen muss und nichts überflüssig oder dekorativ sein darf.

Bei der Produktion des Albums "American IV: The Man Comes Around" von Johnny Cash ging Rubin minimalistisch vor.

Die Arrangements waren sparsam, was Cashs raue Stimme und emotionale Intensität in den Vordergrund rückte. So kam die rohe Kraft der Songs besser zur Geltung, und das Album wurde kommerziell und von der Kritik gefeiert.

Offenheit und Experimentierfreude

Rubin beschränkt sich nicht auf ein bestimmtes Genre und ist immer bereit, Neues auszuprobieren.

Diese Offenheit ermöglicht es ihm, mit den unterschiedlichsten Künstlern und Musikstilen zusammenzuarbeiten und innovative Musik zu schaffen.

Rubin arbeitete mit den Red Hot Chili Peppers an deren bahnbrechendem Album "Blood Sugar Sex Magik", das Elemente aus Funk, Punk und Rock vereint.

Seine Bereitschaft, diese Genres zu mischen, führte zu einem einzigartigen Sound, der sowohl kommerziell erfolgreich als auch einflussreich war.

Intuition und Vertrauen

Rubin verlässt sich stark auf sein Bauchgefühl und seine Intuition.

Er glaubt, dass kreative Entscheidungen oft besser sind, wenn sie von innen kommen und nicht zu sehr rationalisiert werden.

Beim Kunstschaffen trotzt die Summe der Teile häufig den Erwartungen. Nicht immer passen Theorie und Praxis zueinander. Die Formel, die gestern noch funktionierte, tut es morgen womöglich nicht mehr. Bewährte Lösungen nutzen manchmal am wenigsten.
— Quellenangabe

Bei der Produktion von Slayers "Reign in Blood" entschied Rubin sich dazu, die rohen und aggressiven Elemente des Albums zu betonen. Seine Intuition führte ihn dazu, die Geschwindigkeit und Intensität des Albums zu maximieren, was es zu einem Klassiker des Thrash Metal machte.

Ruhe und Meditation

Rubin praktiziert Meditation und glaubt, dass Ruhe und innerer Frieden wichtig sind, um kreativ zu sein. Diese Praktiken helfen ihm, klar zu denken und bessere kreative Entscheidungen zu treffen.

Rubin hat oft betont, wie wichtig Meditation und Achtsamkeit für seinen kreativen Prozess sind. Diese Praktiken helfen ihm, in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und kreative Blockaden zu überwinden.

Bewusstsein und Achtsamkeit

Rubin betont die Bedeutung von Bewusstsein und Achtsamkeit für den kreativen Prozess. Er beschreibt Bewusstsein als die Fähigkeit, wahrzunehmen, was um uns herum und in uns geschieht, ohne sich daran zu klammern oder es zu beeinflussen. Rubin erklärt in seinem Buch, dass Kreativität nicht erzwungen werden kann. Stattdessen geht es darum, einen Zustand der Präsenz und Akzeptanz zu erreichen.

To live as an artist is a way of being in the world. A way of perceiving. A practice of paying attention.
— Rick Rubin

Dies ermöglicht es dem Künstler, das wahre Potenzial seiner Umgebung und seiner inneren Welt zu erkennen und zu nutzen. Durch die Kultivierung der Fähigkeit, still zu sein und aufmerksam zu beobachten, kann die Reichweite und Tiefe der kreativen Wahrnehmung erweitert werden.

Fazit

Rubin beschreibt in “kreativ. Die Kunst zu sein”, dass kreatives Bewusstsein nicht durch Anstrengung entsteht, sondern durch eine kontinuierliche Praxis des aktiven Geschehenlassens. Diese Haltung des Beobachtens, ohne zu urteilen oder einzugreifen, schafft Raum für authentische Kreativität.

Rubins Arbeit mit Künstlern wie Adele und U2, bei denen er die natürliche Entwicklung ihrer Musik förderte, indem er ein Umfeld schuf, in dem sie frei und ohne Druck arbeiten konnten, ist bester Beweis dafür.

Rubin zeigt uns, dass Kreativität nicht nur eine Frage des Talents oder der Technik ist, sondern auch der Fähigkeit, bewusst im Moment zu sein und das Potenzial in jedem Augenblick zu erkennen.

Das Buch ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Die 78 Denkanstöße können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Man kann das Buch immer wieder zur Hand nehmen, eine Seite aufschlagen und findet einen Satz, der kreative Blockaden löst oder zu neuen Gedanken führt.

Über Rick Rubin

Anfang der 1980er Jahre spielte Rick Rubin als Gitarrist in der New Yorker Hardcore-Band “The Pricks”. Noch während seines Studiums an der New York University (NYU) gründete er 1984 zusammen mit Russell Simmons das Musiklabel “Def Jam Recordings”. Nachdem er mit Hip-Hop begonnen hatte, produzierte er bald auch Musik anderer Stilrichtungen. Nach einem Streit mit Simmons und seinem Umzug von New York nach Los Angeles gründete er 1986 sein eigenes Label „Def American“, das 1993 in American Recordings umbenannt wurde.

Rubin gilt als einer der einflussreichsten und angesehensten Produzenten der Gegenwart. In den Jahren 2006 und 2008 wurde er mit dem Grammy in der Kategorie „Produzent des Jahres“ ausgezeichnet.

Seit Mai 2007 ist Rubin Co-Chef des zu Sony/BMG gehörenden Labels Columbia Records. Seine Berufung wurde unter anderem als Zeichen des Umdenkens verstanden, mit dem sich die Musikindustrie aus der Krise befreien will.

Rubin plädierte 2010, als Spotify noch in den Kinderschuhen steckte, für eine neue Form der Musikvermarktung in Form eines Abo-Modells.

© Robbie Fimmano

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