Street Photography in Südfrankreich, Frauen in der Fotografie und Kreativität statt Kopieren
In dieser Podcast-Episode spreche ich mit der Straßenfotografin Pia Parolin, die gerade von einer Reise aus Brasilien zurückgekehrt ist. Wir tauchen ein in ihre Erlebnisse und die aktuellen Herausforderungen im Pantanal, einem riesigen Feuchtgebiet, das zunehmend unter den Auswirkungen der Klimakrise leidet. Pia berichtet von ihrem Schwerpunkt: der Erforschung von Feuchtgebieten und der Bedrohung der Artenvielfalt durch schwindende Wasserressourcen sowie den Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der dort lebenden Menschen.
Pia gibt Einblicke in ihre Begegnungen in Brasilien, wo sie Portraits von Einheimischen gemacht hat – zum Beispiel von Maria, die Kaimane füttert.
Diese Begegnungen sind Teil von Pias aktuellem Projekt „Water People“, das die Geschichten von Menschen dokumentiert, die eine enge Beziehung zum Wasser haben.
Sie schildert ihre spontanen Interviews und betont, wie wichtig es ist, sich als Fotograf auf die individuellen Erlebnisse der Menschen einzulassen, um authentische Geschichten zu erzählen.
Außerdem gibt sie Tipps, wie man fotografische Langzeitprojekte erfolgreich Praxisbuch Streetfotografie: Von der Szene zum Bild – wie kreative Streetfotos entstehenplant und umsetzt.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs blicken wir auf das Interview zurück, das wir beim Festival “La Gacilly – Baden Photo” im August 2024 mit dem Magnum-Fotografen Martin Parr geführt haben und diskutieren die zentralen Passagen.
Wir sprechen auch über unseren gemeinsamen Workshop in Südfrankreich, der im Frühjahr 2025 stattfinden wird. Die wunderschöne Region mit ihrem magischen Licht und der Vielfalt an Motiven bietet ein ideales Umfeld für die kreative Entfaltung.
Buchclub
Abschließend folgt der Buchclub: Ausgehend von dem Buch “Frauen, die die Fotografie verändert haben"* (Laurence King Verlag) diskutieren wir die Frage, ob es einen weiblichen Blick in der Fotografie gibt und warum es Frauen oft schwerer haben, mit ihrer Arbeit wahrgenommen zu werden.
Auch Pias neuestes Buch “Praxisbuch Streetfotografie: Von der Szene zum Bild – wie kreative Streetfotos entstehen”*, das sie gemeinsam mit Siegfried Hansen geschrieben hat, ist ein Thema.
Bilder von Pias Brasilien-Reise
Reflexion über das Interview mit Martin Parr
Martin Parr war Ehrengast und Preisträger für sein Lebenswerk beim Festival “La Gacilly – Baden Photo” 2024.
Am Rande der Medientage hatten wir die Gelegenheit, ein ausführliches Interview mit Martin Parr.
Parr spricht in dem Interview in der für ihn typisch offenen Art über die Fotobuchbranche. Er betont, dass viele Fotobücher scheitern und dass nur wenige wirklich gut sind.
Er fordert Fotografen heraus, ihre Bücher kritisch zu hinterfragen und einen eigenen, einzigartigen Stil zu entwickeln, anstatt nur bestehende Einflüsse zu kopieren.
Er kritisiert auch die Street-Photography-Szene, die er als repetitiv und wenig originell empfindet.
Er bemängelt, dass viele Fotografen nur bereits existierende Stile nachahmen, anstatt etwas Neues zu schaffen. Dennoch ermutigt er Fotografen, kreativ zu sein und ihren eigenen Stil zu finden.
Pia und ich reflektieren über Parrs Aussagen.
Verliert die Street Photography ihre Seele?
Anknüpfend an die kritische Bestandsaufnahme von Martin Parr über fehlende Orginalität in der aktuellen Street-Photograhy-Szene findest du hier ein paar Beiträge, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen und es aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Street- und Reportagefotografie Workshop in Südfrankreich
Ich freue mich, dass ich gemeinsam mit Pia Parolin einen Workshop an der Côte d’Azur anbieten kann.
Die Region ist mit ihrem einzigartigen Licht und ihrer reichen Geschichte ideal für Fotografie.
Schon früher hatte ich die Gelegenheit, mit Pia in Nizza zu fotografieren, und die Vielzahl an Motiven und die besondere Lichtstimmung haben mich immer beeindruckt.
Dieser Workshop soll einer kleinen Gruppe von Fotografen die Vielfalt und Kontraste dieser Gegend näherbringen. Pia, die in Cannes lebt und über viel Erfahrungen in der Leitung von Workshops verfügt, wird uns dabei begleiten und ihre Kenntnisse einbringen.
Das Programm wird bewusst flexibel gestaltet, um spontane Momente aufzugreifen und kreativ zu nutzen. Neben Fotowalks planen wir Pausen, in denen wir Bilder besprechen und uns austauschen.
Besonders die Mischung aus alltäglichen Szenen und der extravaganten Atmosphäre der Region macht die Côte d’Azur so reizvoll für die Street Photography.
Cannes mit seiner Mischung aus historischem Charme und modernem Glamour bietet dabei viele spannende Motive – von den lokalen Petanque-Spielern bis hin zu den Luxushotels und Sportwagen an der Küste.
Der Fokus liegt darauf, fotografische Werkzeuge und Impulse zu geben, die helfen, den eigenen Stil zu entwickeln. Pia und ich möchten nicht unsere eigene Herangehensweise aufzwingen, sondern den Blick für verschiedene Bildideen schärfen und den kreativen Prozess unterstützen.
Die Erfahrung zeigt, dass das gemeinsame Betrachten und Analysieren von Fotos wertvolle Lerneffekte mit sich bringt.
Unser Ziel ist es, den Teilnehmern nicht nur technische Fertigkeiten zu vermitteln, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, neue Sichtweisen zu entwickeln und die Côte d’Azur durch die Linse mit einem frischen Blick zu erkunden.
Buchclub
“Praxisbuch Streetfotografie”
Pia Parolin spricht über ihr neues Buch „Praxisbuch Streetfotografie“*, das sie gemeinsam mit Siegfried Hansen geshrieben hat. Es handelt sich um ihr mittlerweile fünftes Buch und stellt eine ergänzende Fortsetzung des vorherigen gemeinsamen Werkes „Mit offenen Augen“ dar. Während das erste Buch sich an fortgeschrittene Fotografen richtete und das sogenannte „Pilotsystem“ von Hansen vorstellte, bietet das neue Buch einen umfassenden Einstieg in die Street Photography für Anfänger.
Die Motivation für das neue Buch entstand aus der Erkenntnis, dass viele Workshop-Teilnehmer Fragen zu grundlegenden Aspekten der Street Photography stellten, die für erfahrene Fotografen oft als selbstverständlich gelten.
Um diesen Bedarf zu decken, begannen Parolin und Hansen, ein Werk zu entwickeln, das praxisnahe Hilfestellungen und konkrete Anleitungen von Grund auf bietet.
Im „Praxisbuch Streetfotografie“ werden grundlegende Themen wie die Kamerabedienung, Perspektive, die Suche nach geeigneten Motiven und das Training des fotografischen Blicks behandelt. Das Buch ist in verschiedene Module unterteilt, die Aspekte wie Farbe, Licht und den Umgang mit Menschen in der Street Photography abdecken.
Das Buch zeichnet sich durch viele praktische Beispiele aus, die auch zeigen, wie die Autoren selbst in typischen städtischen Umgebungen arbeiten und Bilder konstruieren. Sie demonstrieren, wie man alltägliche Orte wie Bahnhöfe oder Unterführungen für interessante Aufnahmen nutzen kann. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Training des Sehens, das für das Erkennen von Situationen und das Schärfen des Blicks entscheidend ist. Dieses Training wird als eine Übung beschrieben, die mit der Zeit zur Routine wird und Fotografen hilft, Potenziale in unscheinbaren Momenten zu erkennen und zu nutzen.
Pia Parolin betont die Wechselwirkung zwischen Buchprojekten und Workshops, da Feedback von Teilnehmern und eigene Erfahrungen in das Buch eingeflossen sind. Auch praktische Fragen zu Kameraeinstellungen und Bildaufbau, die bei Workshops aufkommen, sind Bestandteil des Buches.
Abschließend weist Parolin darauf hin, dass das Buch sich gut als Einstieg eignet und Leser ermutigen soll, sich durch Praxis und Studium von Fotobüchern und Ausstellungen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Für diejenigen, die noch mehr Praxis wünschen, bietet Parolin Workshops an, in denen die Inhalte des Buches vertieft werden.
“Frauen, die die Fotogrfie verändert haben”
In der Passage sprechen Pia Parolin und ich über das Thema „Frauen in der Fotografie“, insbesondere im Kontext des Buches “Frauen, die Fotografie verändert haben”*, das im Laurence King Verlag erschienen ist.
Dieses Buch gibt einen Überblick über bekannte und weniger bekannte Fotografinnen, wie Cindy Sherman, Lee Miller und Vivian Maier, und stellt deren Biografien, Karrieren sowie charakteristische Stilmerkmale anhand ihrer Werke vor.
Parolin, die selbst Workshops speziell für Frauen leitet, betont, dass Frauen in solchen Workshops oft weniger technikfokussiert sind und stattdessen Wert auf den empathischen Austausch legen.
Sie sagt, dass diese Empathie und Sensibilität eine wichtige Rolle beim Fotografieren spielen. In gemischten Workshops können technische Diskussionen von Männern dominiert werden, was zu einer anderen Dynamik führt.
Außerdem geht es um das Thema, ob es einen spezifischen „weiblichen Blick“ in der Fotografie gibt?
Parolin weist darauf hin, dass solche Fragen seit den Anfängen der Fotografie diskutiert werden. Sie selbst konnte in ihren Recherchen keine eindeutige Antwort finden und verweist auf frühere Gedanken von Susan Sonntag, einer Feministin, die sich kritisch mit der Rolle der Frauen in der Fotografie auseinandergesetzt hat.
In diesem Zusammenhang empfehle ich dir den Artikel über die maxikanischen Fotografin Graciela Iturbide auf unserem Blog:
Graciela Iturbide: "Eine gute Ausrede, um die Welt zu sehen"