Albanien: Eine Reise in der Zeit – mit der Kamera
© Marcel Mayer
Albanien. Ein Land, das für viele noch wie ein weißer Fleck auf der (fotografischen) Landkarte wirkt. Für Marcel Mayer wurde es zur Entdeckung. Der Fotojournalist und Tourismusprofi reiste zunächst beruflich in das Land am Mittelmeer – und kam mit einer ganz anderen Geschichte zurück: der seiner Reportage aus den albanischen Alpen. In dieser Podcast-Folge spricht er über sein Projekt, seine Herangehensweise und die Geschichten, die ihm in Nordalbanien begegnet sind.
„Ich bin sechs- oder siebenmal zurückgekehrt – nicht, weil ich musste, sondern weil die Geschichte mich nicht losließ.“
Am Anfang steht eine Straße. Oder besser: ein Pfad, der einst eine Karawanenroute war.
Heute führt sie von Shkodra tief hinein in die Berge nach Lepusha und Vermosh.
Marcel Mayer folgt ihr mit Kamera, offenen Augen und wachem Herzen.
Schon nach wenigen Kilometern ist ihm klar: “Das ist eine Reise durch Raum und Zeit.”
Die Landschaft, die Menschen, der Rhythmus des Lebens – vieles wirkt wie aus einer anderen Epoche.
In Lepusha angekommen, findet Marcel mehr als Motive: Er begegnet Menschen, die ihn einladen, zuhören, ihre Türen öffnen. Aus einer ersten fotografischen Intuition entsteht eine langfristige Beziehung.
„Ich bin sechs- oder siebenmal zurückgekehrt“, sagt er: “Nicht, weil die Geschichte noch nicht fertig war. Sondern weil sie sich erst langsam zeigt.”
Vertrauen statt Zugriff: Fotografie als Dialog
Was Marcel Mayer auszeichnet, ist sein Zugang: respektvoll, behutsam, empathisch.
Er spricht kein Albanisch, die Menschen kaum Englisch.
Doch mit Gesten, Zeit und echtem Interesse überwindet er diese Hürden.
Statt schnelle Porträts macht er Gespräche. Statt "shoot and go" bleibt er. Und das merkt man seinen Bildern an.
Ein Beispiel: Ein älteres Schäferpaar, das er mehrmals besucht.
Ihre Gesichter, ihr Hof, ihr Alltag – all das wird zum leisen, aber eindrücklichen Protokoll eines Lebens weitab der Moderne.
Marcel begleitet sie beim Füttern der Tiere, beim Kaffee am Abend, bei der Ernte. Dabei lässt er die Kamera oft ruhen. "Gute Fotos entstehen aus Beziehung, nicht aus Technik", sagt er.
Konzeption trifft Intuition
Obwohl Marcel konzeptionell denkt, ist sein Weg offen: „Ich habe kein starres Raster, aber ich brauche einen inneren Anker."
Dieser Anker war schnell gefunden: das Dorf Lepusha und die Frage, wie sich Tradition, Stillstand und Aufbruch hier begegnen.
Aus zahllosen Eindrücken entsteht eine stringente Bildstrecke – teils melancholisch, teils hoffnungsvoll, immer respektvoll.
Seine Erfahrungen aus dem Ahrtal-Projekt – ebenfalls eine Langzeitreportage – helfen ihm dabei. Auch dort war er nicht nur Fotograf, sondern Teil der Geschichte.
In Albanien wählt er bewusst die Rolle des Beobachters, der aber nicht anonym bleibt: „Ich möchte näher dran, aber nicht zu nah."
Geschichten zwischen den Bildern
Die Podcastfolge zeigt: Marcel fotografiert nicht nur, er erzählt.
Der Mensch steht in seiner Arbeit im Mittelpunkt, nicht das Motiv.
Lernen von der Langsamkeit
Marcel Mayer zeigt, was Reportagefotografie sein kann: ein langsamer, lohnender Weg.
Wer diese Folge hört, lernt nicht nur etwas über Albanien, sondern über Haltung, Herangehensweise und den Wert des Dranbleibens.
Marcels Tipp für alle, die selbst Geschichten fotografisch erzählen wollen: "Bleib neugierig, sei geduldig, und geh immer wieder hin."
Über Marcel Mayer
Marcel Mayer ist Fotograf, Erzähler und Beobachter mit einem feinen Gespür für menschliche Geschichten im Alltag – und im Ausnahmezustand.
Geboren und aufgewachsen im Ahrtal, wurde er 2021 durch die Flutkatastrophe selbst zum Betroffenen.
Aus dieser persönlichen Erfahrung entwickelte er ein fotografisches Langzeitprojekt, in dem er über ein Jahr lang sechs Menschen begleitete – mit großer Nähe, Respekt und erzählerischer Tiefe.
Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer eines Reiseveranstalters arbeitet Mayer an freien Reportagen, die ihn unter anderem in die albanischen Alpen führten.
Seine fotografische Handschrift: ruhig, empathisch, unaufdringlich. Immer geht es ihm darum, das Leben hinter dem Offensichtlichen sichtbar zu machen – mit Licht, Komposition und Geduld.
Seine Arbeiten wurden u. a. in Focus Online, NTV, der Süddeutschen Zeitung und GEO veröffentlicht.
Marcel Mayer ist außerdem Gastautor in unserem Buch „Mit Bildern Geschichten erzählen“* und mehrfacher Gast im Podcast.
Weiteres Interview mit Marcel Mayer
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